Zwei Tage, eine Nacht

Der Film • Zwei Tage, eine Nacht • (2014) ist ein Drama mit Marion Cotillard in der Hauptrolle (Regie: Jean-Pierre & Luc Dardenne).

In dem Film der belgischen Brüder Dardenne spielt Marion Cotillard die Arbeiterin Sandra, die sich in einer Fabrik verdingt. Sie erfährt das sie gefeuert wurde, aber wieder aufgenommen werden könnte, wenn sie die Mehrheit ihrer Kollegen davon überzeugen kann, auf ihre €1000 Prämie zu verzichten.

Handlung / Inhaltsangabe

Zwei Tage, eine Nacht

Die Handlung spielt in der belgischen Kleinstadt Seraing, in der Nähe von Lüttich. Sandra (Marion Cotillard) ist eine junge Frau um die 30 und Mutter zweier Kinder. Sie lebt mit ihnen und ihrem Mann Manu (Fabrizio Rongione), in einem kleinen Haus und arbeitet in einer Solarzellenfabrik.

Sie erleidet einen Nervenzusammenbruch und ist gezwungen eine Auszeit zu nehmen. Während ihrer Abwesenheit erkennen ihre Kollegen, dass sie in der Lage sind, ihre Arbeitszeiten und Arbeitsleistung zu bewerkstelligen, indem sie etwas länger arbeiten, und das Management schlägt allen Mitarbeitern einen € 1.000 Bonus vor, wenn sie damit einverstanden sind, Sandra zu entlassen. Die Arbeiter stimmen ab, und 14 von 16 entscheiden sich für die Prämie und damit auch für die Entlassung.

Sandra erfährt von diesem Deal, und obwohl so gut wie genesen, greift zu ihren Antidepressiva. Ihr Ehemann ermutigt sie, nicht kampflos aufzugeben.

Mithilfe ihrer Kollegin Juliette (Catherine Salée) fängt sie den Geschäftsfüher Dumont (Batiste Sornin) in seinem Auto ab und überzeugt ihn, eine erneute Abstimmung am folgenden Montag durchzuführen. Auch deswegen, weil der Vorarbeiter Jean-Marc (Olivier Gourmet) offenbar gezielt einige der Arbeiter „beeinflusst“ hat.

So bleiben Sandra zwei Tage (und eine Nacht). Sie spricht zunächst am Telefon mit einer Kollegin, und besucht dann nach und nach die verbleibenden 15 Kollegen (meist in deren Wohnungen).

Am Ende des Films gibt es eine erneute Abstimmung, bei der sich 8 für die Prämie (und Mehrarbeit) und 8 dagegen entscheiden. Das reicht leider nicht, da es keine Mehrheit für Sandras weitere Beschäftigung gibt.
Der Chef der Fabrik, Dumont, ist jedoch von der Aktion sehr beeindruckt, und bietet Sandra an, den Job zu behalten. Mit dem Pferdefuß, das ein anderer Kollege, ein Zeitarbeiter der für sie gestimmt hatte, seine Position verliert. Sandra lehnt ab.

Kritik / Review

Kurz & Schmerzlos

Der Film ist ruhig, sehr ruhig. Die Dardenne Brüder und der Kameramann Alain Marcoen verwendeten lange Aufnahmen, mit sehr wenigen Schnitten. Es erlaubt dem Zuschauer, in die Emotionen der Beteiligten (keineswegs nur die der Hauptdarstellerin) und ihr Leben einzutauchen. Der sparsam eingesetzte Soundtrack unterstreicht den Realismus der Handlungsstränge.

Die häufig in Kritiken zu lesende Meinung, der Film „dokumentiere die Härte und Gnadenlosigkeit der Postmodernen Gesellschaft“ verfehlt den Kern des Films. Er wertet nicht, klagt nicht an, sondern zeigt (im wahrsten Sinne des Wortes) persönliche Aktionen und Reaktionen.

Bewertung

Der Film erschien 2015 auf DVD, und erhält bei Amazon gemischte Kritiken (Durchschnittswert 3,6 (von maximal 5 Sternen; allerdings nur 27 Bewertungen); Stand September 2016). Das Rating bei IMDB beträgt 7,4/10 Punkten (34.000 Bewertungen).
Der Film wurde bisher genau einmal im deutschen Fernsehen ausgestrahlt, am 07.03.2016 vom WDR.

Der offizielle Trailer

Dies ist eine schonungslos langsame Geschichte. Sie könnte fast als eintönig beschrieben werden, oder aber als sehr intensiv. Der Film folgt der Protagonistin Sandra über zwei Tage und eine Nacht.

Zugegeben, ein Film über eine Frau, die ihren Job verliert, klingt jetzt nicht so aufregend, und legt den Verdacht nahe, es werden die üblichen Sozial-Klischees bemüht, die in Kurzform auch häufiger im sonntäglichen „Tatort“ und erst recht in der „Lindenstraße“ ad Nausea bedient werden.

Weit gefehlt. Es geht im Film nur sekundär um den Erhalt des Arbeitsplatzes. Es geht in den gut ein Dutzend Szenen, in denen Sandra mit ihren Kollegen spricht, um unterschiedliche Lebensentwürfe, Schuldgefühle, Engagement und noch einiges mehr.

Filmmusik

Liste der Soundtracks

Musik wird in dem Film nur spärlich eingesetzt, und nicht alle Titel werden in voller Länge gespielt.

Nr. Titel Interpret Dauer
1. La Nuit N'en Finit Plus   Petula Clark 2:58
2. Gloria   Van Morrison 2:48
3. Kili Watch   The Cousins 2:38
4. Lunch pop   Olibwoy 2:30

Hintergründe

Ein paar Details & Anekdoten

Marion Cotillard wurde in der Kategorie „Beste Darstellerin“ 2015 für den Oskar nominiert. Der Film erhielt insgesamt über 70 Nominierungen und gewann dabei etwa 30 Preise.

Mit ihrer Rolle der französischen Chansonette Edith Piaf in dem Film „La vie en rose“ (2007) gelang Marion Cotillard der internationale Durchbruch und für ihre schauspielerische Leistung erhielt sie den Oskar als beste Darstellerin.

Die beiden Brüder Jean-Pierre Dardenne (* 21. April 1951) und Luc Dardenne (* 10. März 1954) wuchsen am Drehort des Filmes, dem belgischen Industrievorort Seraing auf.
Ihre bekanntesten Filme sind „Das Versprechen“ (1996), „Rosetta (1999), „Lornas Schweigen“ (2008) und „Der Junge mit dem Fahrrad“ (2011).

In einem Interview erklärten Jean-Pierre und Luc Dardenne, dass der Film „Die Zwölf Geschworenen“ (1957) eine Inspiration war, als sie "Zwei Tage, eine Nacht" konzipierten.
Der Grund: Auch dieser Film hatte als zentrales Thema, Menschen zu beobachten, die den Weg eingeschlagen hatten, ihre Meinung zu ändern.

Auch wenn Belgien aus der Sicht von Cinematisten noch viel Potential hat, gibt es hin und wieder erstaunlich gute Filme aus diesem Land. Hervorzuheben ist der sehr spannende Thriller „The Loft“ manchmal auch „Tödliche Affären“. Der Film wurde 2008 in Belgien produziert, und 2014 erschien ein Remake mit demselben Titel aus Hollywood, beide Filme unter der Regie von Erik Van Looy.

In dem Film Allied – Vertraute Fremde, der Anfang Dezember 2016 in die deutschen Kinos kommen soll, spielt Marion Cotillard an der Seite von Brad Pitt die weibliche Hauptrolle.

Zitate

Die besten Zitate aus dem Film

Sandra: Ich wünschte das wäre ich.
Manu: Wer?
Sandra: Der Vogel, der da singt.

Sandra: Jedes Mal fühle ich mich wie eine Bittstellerin. Wie eine Diebin, die ihr Geld will.
Sie sehen mich an, als wollten sie zuschlagen.
Und ich würde auch gern zuschlagen.

Sandra: Ich existiere nicht. Ich bin ein Nichts.

Willy: Und die anderen, was sagen die?

Zwei Tage, eine Nacht! — Film