Zusammenfassung
Johanna "Hannah". Cohn Arendt (1906 - 1975) war eine jüdische deutsch-amerikanische politische Theoretikerin und Publizistin.
Ein Blick auf das Leben der Philosophin und Politologin Hannah Arendt, die für die Zeitung „The New Yorker“ über den Kriegsverbrecherprozess gegen den Nazi Adolf Eichmann berichtete.
Handlung / Inhaltsangabe
Hannah Arendt
Zu Beginn des Films wird die Festnahme von Adolf Eichmann gezeigt, den der israelische Geheimdienst Mossad in Argentinien 1960 aufgespürt und nach Israel entführt hatte. Eichmann war im Frühjahr 1945 in US-Kriegsgefangenschaft geraten. Im gelang jedoch bald die Flucht, und im Jahr 1950 konnte er sich mit Hilfe deutsch-katholischer Kreise um den österreichischen Bischof Alois Hudal über Italien entlang der sogenannten Rattenlinien, mit gefälschten Papieren, nach Argentinien absetzen.
Arendt war zu dem Zeitpunkt Professorin in New York und meldet sich freiwillig, um über den Prozess gegen Eichmann, der in Jerusalem stattfand, für die Zeitung „The New Yorker“ zu schreiben.
Hannah Arendt emigrierte 1933 zunächst nach Paris (Frankreich). Wenige Jahre später heiratete sie Heinrich Blücher, und 1941 gingen die beiden nach New York.
Bei der Beobachtung des Prozesses war sie beeindruckt, wie gewöhnlich und mittelmäßig Eichmann erschien. Sie hatte einen Mephisto erwartet, der beängstigend war, ein bestialisches Monster und keinen Bürokraten.
Zurück in New York hat Arendt riesige Stapel von Transkripten zu verarbeiten. Ihr Mann hat ein Gehirnaneurysma, an dem er fast stirbt und dies verzögert die Aufarbeitung des Prozess. Sie kämpft weiterhin damit, wie Eichmann sein Verhalten durch Plattitüden über bürokratische Loyalität rationalisiert und erklärt, dass er nur seine Arbeit tat. Als ihr Material schließlich veröffentlicht wird sorgt es sofort für enorme Kontroversen, was zu wütenden Telefonaten und einem Streit mit ihrem alten Freund Hans Jonas führte.
Sie wehrt sich und behauptet, ihre Kritiker, die ihr vorwerfen, Eichmann "zu verteidigen", hätten ihr Werk nicht gelesen. Bei dem Konflikt kommt auch Arendts lange zurückliegende Liebesbeziehung mit dem Philosophen Martin Heidegger, der mit den Nazis zusammengearbeitet hatte, zu Tage. Arendt wird von vielen Kollegen und ehemaligen Freunden gemieden. Der Film endet mit einer letzten Rede, die sie vor einer Gruppe von Studenten hält, in der sie sagt, dass es bei diesem Prozess um eine neue Art von Verbrechen ging, die es bisher nicht gab.
Es war kein System oder eine Ideologie, die vor Gericht stand, sondern nur ein Mensch. Aber Eichmann war ein Mann, der eine persönliche Beteiligung ablehnte und damit zeigte, dass teuflische Verbrechen von "Niemanden" ohne Motive und Absichten begangen werden. Das nennt sie "die Banalität des Bösen".
Der Film, der Arendt in einem der entscheidenden Momente ihres Lebens und ihrer Karriere einfängt, zeigt auch Porträts anderer prominenter Intellektueller, darunter der Philosoph Martin Heidegger, die Schriftstellerin Mary McCarthy und der New Yorker Herausgeber William Shawn.
Kritik / Review
Kurz & Schmerzlos
Die Kritiken der Presse waren durchwachsen: fesselndes Porträt einer höchst bemerkenswerten Denkerin; authentisch, bewegend und voller Bewunderung für eine Frau, die ihren Weg ging.
Der Film hat auch manche inszenatorischen Schwächen: die Widersprüche von Hannah Arendt werden kaum zur Geltung gebracht. Margarethe von Trotta liefert einen bestenfalls durchschnittlichen, "typisch" deutschen Film ab. Auch die Schauspielerei von Barbara Sukowa erinnert eher an eine Lindenstraßen-Darstellerin, die endlich einmal "großes" Kino machen will. Die überzogene energische & kompakte Personifikation stört bzw. verhindert u.a. subtilere Zwischentöne an ihrer Entfaltung.
Bewertung
Der Film erschien 2014 auf DVD und erhält bei Amazon gute Kritiken (Durchschnittswert 4,4 (von maximal 5 Sternen; bei 70 Rezensionen (Stand Dezember 2018). Das Rating bei IMDB beträgt 7,1/10 Punkten (10.000 Bewertungen).
Hannah Arendt wurde ab 2014 im deutschen Fernsehen ausgestrahlt, u.a. von ARTE, ARD und NDR.
Der offizielle Trailer
Die erhabene Barbara Sukowa arbeitet zusammen mit der Regisseurin Margarethe von Trotta an der filmischen Aufarbeitung der einflussreichen deutsch-jüdischen Philosophin und Politologin Hannah Arendt (1906 - 1975). Arendts Berichterstattung über den Prozess (1961) gegen den Nazi Adolf Eichmann (1906 - 1962) in Jerusalem ist umstritten. Sowohl wegen ihrer Darstellung von Eichmann als auch der jüdischen Räte. Im Kontext ihrer Analyse stellte ihr inzwischen berühmtes Konzept der "Banalität des Bösen" vor. Mit historischem Filmmaterial aus dem eigentlichen Eichmann-Prozess verwandelt von Trotta die oft unsichtbare Leidenschaft zum Denken in ein eindringliches und dramatisches Erlebnis, bei dem auch die Beziehung der Protagonistin zum Philosophen Martin Heidegger eine Rolle spielt.
Hintergründe
Ein paar Details & Anekdoten
Die Dreharbeiten begannen am 16. Oktober 2011 und endete am 17. Dezember 2011. Gedreht wurde an insgesamt an 37 Tagen, u.a. in Nordrhein-Westfalen (10 Drehtage), Luxemburg (20 Drehtage) und Jerusalem (7 Drehtage).
Der Film wurde mit einer Red-One-Kamera in CinemaScope Format gedreht und ist damit der erste Film von Margarethe von Trotta, der digital produziert wurde.
Die Sprache des Films ist Deutsch; wenn Darsteller in englischer oder hebräischer Sprache sprechen, haben diese Szenen Untertitel.
Seine Weltpremiere hatte der Film am 11. September 2012 beim 37. Toronto International Film Festival, die erste Aufführung in Deutschland fand am 8. Januar 2013 im Essener Kino Lichtburg statt.
Margarethe von Trotta wurde für ihre Filme Hannah Arendt, Hildegard von Bingen, Rosenstraße und Rosa Luxemburg der Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten verliehen.
Nach dem Holocaust wollte die jüdische Philosophin Hannah Arendt begreifen, was die einzelnen Täter damals antrieb. Ihre heute zur ikonischen Wendung avancierte Rede von der „Banalität des Bösen“ wurde mit Hinweis auf die Radikalität und Dimension der Ereignisse harsch zurück gewiesen.
Rede auf Deutsch: Schlussrede von Hannah Arendt
Rede auf Englisch: Final Speech of Hannah Arendt
Zitate
Einige Zitate der streitbaren Autorin (nicht notwendigerweise aus dem Film)
Dass man im Guten und Bösen dem Wirklichen die Treue halten muss, darauf läuft doch alle Wahrheitsliebe heraus und alle Dankbarkeit dafür, dass man überhaupt geboren wurde.
Ich wäre vor der Alternative gestanden, es zu schreiben oder nicht zu schreiben. Man kann ja die Schnauze halten. (In einem Interview mit Günter Gaus der sie fragte, ob sie ihr Eichmann-Buch angesichts der Reaktionen lieber anders geschrieben hätte.)
Ich gehöre nicht in den Kreis der Philosophen. Mein Beruf - wenn man überhaupt davon sprechen kann – ist politische Theorie. Ich fühle mich keineswegs als Philosophin.
Die Revolutionäre machen nicht die Revolution! Die Revolutionäre sind diejenigen, die wissen, wann die Macht auf der Straße liegt und wann sie sie aufheben können!
Ein Prozess hat mit dem Schauspiel gemein, dass beide mit dem Täter beginnen und enden, und nicht mit dem Opfer.
Ich bin in der Tat heute der Meinung, dass das Böse immer nur extrem ist, aber niemals radikal, es hat keine Tiefe, auch keine Dämonie. Es kann die ganze Welt vernichten, gerade weil es wie ein Pilz an der Oberfläche weiterwuchert. Tief aber und radikal ist immer nur das Gute. (Über das Konzept „DIE BANALITÄT DES BÖSEN“).
Niemand hat das Recht zu gehorchen.
Hängt vielleicht das Problem von Gut und Böse, unsere Fähigkeit, Recht und Unrecht zu unterscheiden, mit unserem Denkvermögen zusammen? [...]
Könnte vielleicht das Denken als solches – die Gewohnheit, alles zu untersuchen, was sich begibt oder die Aufmerksamkeit erregt, ohne Rücksicht auf die Ergebnisse und den speziellen Inhalt – zu den Bedingungen gehören, die Menschen davon abhalten oder geradezu dagegen prädisponieren, Böses zu tun?
Begreifen bedeutet, sich aufmerksam und unvoreingenommen der Wirklichkeit, was immer sie ist oder war, zu stellen und entgegenzustellen.
Die Herrschaft des Niemand, ist die eigentliche Staatsform der Bürokratie.
Ich weiß, dass es ihm [Heidegger] unerträglich ist, dass mein Name in der Öffentlichkeit erscheint, dass ich Bücher schreibe, etc. Ich habe ihm gegenüber mein Leben lang gleichsam geschwindelt, immer so getan, als ob all dies nicht existiert und als ob ich sozusagen nicht bis drei zählen kann, es sei denn in der Interpretation seiner eigenen Sachen“, da sei es ihm willkommen, dass sie sogar bis vier zählen könne. „Nun war mir das Schwindeln plötzlich zu langweilig geworden, und ich habe eins auf die Nase gekriegt. (Ein Brief 1961 an ihren Freund Karl Jaspers, indem sie die problematische Beziehung zu Heidegger thematisiert.)
Erst indem wir darüber sprechen, vermenschlichen wir das, ... was in unserem eigenen Inneren vorgeht.
Dass die Nazis die Welt erobern, ‚artfremde‘ Völker aussiedeln und ‚erbbiologisch Minderwertige ausmerzen‘ wollten, war so wenig ein Geheimnis wie die Weltrevolution und -eroberungspläne des russischen Bolschewismus.
Erst indem wir darüber sprechen, vermenschlichen wir das, ... was in unserem eigenen Inneren vorgeht.
Menschen in finsteren Zeiten
Diese Sammlung von Essays erschien 1968 unter dem Titel "Men in dark times". Die, um einige Texte ergänzte, deutsche Übersetzung kam 1989 heraus ( Bei Amazon ansehen*).
Es enthält intellektuelle Biografien einiger schöpferischer und moralischer Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts, wie Walter Benjamin, Berthold Brecht, Karl Jaspers, Rosa Luxemburg, Hermann Broch, Tania Blixen, Papst Johannes XXIII. und Isak Dinesen.
Die Philosophin berichtet auch von dem enormen Nachhall, den die Verse von Berthold Brecht in "Legende von der Entstehung des Buches Taoteking auf dem Weg des Laotse in die Emigration" unter den Deutschen im Exil in Frankreich auslösten, die von der Vichy-Regierung interniert worden waren:
„Wie ein Lauffeuer verbreitete sich das Gedicht in den Lagern, wurde von Mund zu Mund gereicht wie eine frohe Botschaft, die, weiß Gott, nirgends dringender benötigt wurde als auf diesen Strohsäcken der Hoffnungslosigkeit.“
Weitere gute Zitate von Hannah Arendt.
Zitate über Hannah Arendt
Ihr Glaube an die Macht des Subjekts, das der Geschichte eben nicht hilflos gegenüber steht, auch wenn es die Erfahrung der Verletzbarkeit und des Fremdseins gemacht hat, macht sie für mich zu der außergewöhnlichen Frau, deren „Licht noch heute leuchtet“. Eine Frau, die lieben kann und geliebt wird. Und die denkt – ohne Geländer. (Margarethe von Trotta)
Sie war die erste Theoretikerin, die das Phänomen des Totalitarismus als eine in der Menschheitsgeschichte völlig neue Form politischer Macht verstand. (Seyla Benhabib in ihrem Buch „Hannah Arendt. Die melancholische Denkerin der Moderne“; 1998)
Das Licht, das die Werke eines Menschen ausstrahlen, tritt direkt in die Welt ein und leuchtet auch nach seinem Tod weiter. Ob es hell oder dunkel, flackernd oder beständig ist, das hängt von der Welt und ihrer Entwicklung ab. Die Nachwelt wird es beurteilen.
Doch das Licht, das vom Leben eines Menschen ausgeht – gesprochene Worte, Gesten, Freundschaften – überlebt nur in Erinnerungen. Soll es in die Welt eintreten, dann muss es eine neue Form annehmen. Aus vielen Erinnerungen und Geschichten muss eine Geschichte hervorgehen.“ (Elisabeth Young-Bruehl in ihrer Biographie „Hannah Arendt: Leben, Werk und Zeit“)
Biografie
Kurzer Lebenslauf
Hannah Arendt
Biografie
Hannah Arendt wurde 1906 in Linden (bei Hannover) in eine säkulare Familie deutscher Juden geboren. Im Alter von 16 Jahren hatte sie Kierkegaard, Jaspers „Psychologie der Weltanschauungen“ und Kants „Kritik der reinen Vernunft“ gelesen.
Von 1924 bis 1928 studiert sie Philosophie und Philologie u.a. bei Martin Heidegger und promoviert (Dissertation: "Liebesbegriff bei Augustin") bei Karl Jaspers in Heidelberg.
Im Jahr 1929 geht sie nach Berlin und heiratet den Philosophen Günther Anders (1902 - 1992) doch die Ehe wird 1937 geschieden.
Nach der Inhaftierung durch die Gestapo (Geheime Staatspolizei) flieht sie 1933 nach Paris und reist 1935 erstmals nach Palästina. Im Jahr 1940 heiratet sie den Philosophen Heinrich Blücher (1899 - 1970) und ein Jahr später emigriert das Ehepaar nach New York. Dort erhält sie 1953 eine Professur am Brooklyn College.
Es folgt die Berichterstattung über den Eichmann-Prozess in Jerusalem (1961) für die Zeitschrift "New Yorker" der 1963 schließlich in dem Buch "Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht über die Banalität des Bösen" ( Bei Amazon ansehen*) zusammengefasst wird.
Von 1963 bis 1967 lehrt sie als Professorin an der „University of Chicago“ geht aber 1967 an die „New School for Social Research“ zurück nach New York.
Nach ihrem ersten Herzinfarkt 1974 erlitt sie am 4. Dezember 1975 einen zweiten, an dem sie verstarb.
Philosophie
Arendts Arbeiten decken ein breites Themenspektrum ab, aber sie ist vor allem für diejenigen bekannt, die sich mit der Natur von Macht und Bösem, aber auch mit Politik, direkter Demokratie, Autorität und Totalitarismus befassen. In der breiten Öffentlichkeit wurde sie durch die Kontroverse um den Prozess gegen Adolf Eichmann bekannt. Ihr Versuch, zu erklären, wie normale Menschen zu Akteuren in totalitären Systemen werden ("die Banalität des Bösen") wurde von Kritikern als Entschuldigung der teuflischen Handlungen ausgelegt.
Sie lehnte sie es ab als „Philosophin“ bezeichnet zu werden. Doch aufgrund ihrer zahlreichen theoretischen Auseinandersetzungen mit Philosophen wie Sokrates, Platon, Aristoteles, Immanuel Kant, Martin Heidegger und Karl Jaspers sowie mit den maßgeblichen Vertretern der neuzeitlichen politischen Philosophie wie Niccolò Machiavelli, Charles de Montesquieu und Alexis de Tocqueville wird sie dennoch häufig als Philosophin bezeichnet. Gerade wegen ihres eigenständigen Denkens, der Theorie der totalen Herrschaft, ihrer existenzphilosophischen Arbeiten und ihrer Forderung nach freien politischen Diskussionen nimmt sie in den Debatten der Gegenwart eine bedeutende Rolle ein.
Durch ihr politisches Hauptwerk „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft Anfang“ (Englischer Titel: The Origins of Totalitarianism; (1951)) wurde sie einer breiten Öffentlichkeit bekannt.
Sie unterstützte das Konzept der „Pluralität“ im politischen Raum und betone, wie wichtig es sei, die Perspektive des Anderen einzunehmen. An konkreten politischen Vereinbarungen, Verträgen und Verfassungen sollten gewillte und geeignete Personen beteiligt sein. Diese Auffassung bedingte, das Arendt rein repräsentativen Demokratien kritisch gegenüber stand und Rätesysteme sowie Formen direkter Demokratie bevorzugte.
Der „Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken“ ist ein Preis, der an Personen verliehen wird, die die Tradition der Politologin Hannah Arendt fortführen, insbesondere im Hinblick auf das Themengebiet Totalitarismus. Der Preis wurde 1995 von der „Heinrich-Böll-Stiftung“ und der Freien Hansestadt Bremen ins Leben gerufen und wird von einer internationalen Jury vergeben.
Kurt Blumenfeld
Kurt Blumenfeld (1884 - 1963) war ein in Deutschland geborener Zionist aus Marggrabowa (Ostpreußen).
Er war Soldat im Ersten Weltkrieg. 1914 besuchte er erstmals Palästina und 1933 flüchtete er dorthin. Nach mehrjährigen Aufenthalten in New York zog Blumenfeld 1945 endgültig nach Palästina. Er war seit Anfang der 1930er-Jahre eng mit Hannah Arendt befreundet.
Blumenfeld war von 1909 bis 1911 Sekretär der „Zionistischen Vereinigung für Deutschland“ (ZVfD) und später von 1924 bis 1933 Präsident dieser Organisation.
Karl Jaspers
Karl Theodor Jaspers (1883 - 1969) war ein deutsch-schweizerischer Psychiater und Philosoph, der einen starken Einfluss auf die moderne Theologie, Psychiatrie und Philosophie hatte. Nach seiner Ausbildung in der Psychiatrie wandte sich Jaspers der philosophischen Forschung zu und versuchte, ein innovatives philosophisches System zu aufzubauen. Er gilt als einer der wichtigsten Vertreter des Existenzialismus in Deutschland, auch wenn er die Etikettierung nicht akzeptierte.
Mary McCarthy
Mary Therese McCarthy (1912 - 1989) war eine amerikanische Schriftstellerin, Kritikerin und politische Aktivistin. Sie verband eine langjährige Freundschaft mit Hannah Arendt, von der sie auch als ihre literarische Nachlassverwalterin eingesetzt wurde. Ihr freundschaftlich-philosophischer Briefwechsel erlangte Weltruhm („Im Vertrauen. Briefwechsel 1949 – 1975“; Piper, 1997).
Martin Heidegger
Martin Heidegger (1889 - 1976) war ein deutscher Philosoph und wegweisender Kritiker der (kontinentalen) abendländischen Philosophie. Sein erstes und bekanntestes Buch, „Sein und Zeit“ (1927), ist zwar unvollendet, aber eines der zentralen philosophischen Werke des 20. Jahrhunderts.
Leben
Nach dem Abitur beginnt er 1909 Theologie in Freiburg (Breisgau) zu studieren. Ab 1911 widmete er sich der Mathematik, Naturwissenschaften und Philosophie und promoviert schließlich mit einer Arbeit über "Die Lehre vom Urteil im Psychologismus. Ein kritisch-positiver Beitrag zur Logik" (1913)
Im Jahr 1916 erfolgt die Habilitation in Philosophie (Aus gesundheitlichen Gründen wurde er nur eingeschränkt zum Militärdienst im Ersten Weltkrieg herangezogen).
1917 heiratete Heidegger die Protestantin Elfride Petri (1893–1992). Im Januar 1919 kam der ihr Sohn Jörg, im August 1920 Hermann zur Welt: dessen leiblicher Vater war ein Jugendfreund Elfrides, wovon Heidegger Kenntnis hatte. Sie lebten offensichtlich eine so genannte offene Ehe.
Heidegger hatte eine lange romantische Beziehung zu Hannah Arendt und eine Affäre (über viele Jahrzehnte) mit Elisabeth Blochmann.
Im Jahr 1919 wurde er Assistent bei Edmund Husserl (1858-1938) dessen Nachfolger er 1928 wird. Nach seinem Rücktritt 1934 von Rektorat der Universität Freiburg behält der bis Kriegsende seinen Lehrstuhl für Philosophie. 1947 wird im die Lehrbefugnis durch die französische Behörden entzogen, 1950 erhält er sie zurück und wird 1952 emeritiert. Er stirbt 1972 in Freiburg.
Philosophie
Heidegger kritisiert das technische und instrumentalistische Denken als das „vorstellende Denken“ das in der westlichen Tradition die gesamte Natur als bloße "Ressource" behandelt, die auf Abruf für menschliche Zwecke verfügbar gemacht wird („Gestell“).
Er argumentierte, dass Dasein über Fürsorge definiert wird, einer praktischen, engagierten und hingebungsvollen Art, in der Welt zu sein. Diese Auffassung steht im Gegensatz zu rationalistischen Denkern wie René Descartes, die das Wesen des Menschen in seiner Fähigkeit zum Denken lokalisierten („Ich denke, also bin ich“).
Für Heidegger bedeutet Denken das „Nach-Sinnen“ an und über Dinge, die wir ursprünglich in unseren alltäglichen praktischen Tätigkeiten entdeckt haben. Von daher ist die Fähigkeit zu denken nicht die zentralste Eigenschaft unseres Seins, denn Denken ist eine Reflexion über eine originellere Art, die Welt zu entdecken.
Er lieferte auch kritische Beiträge zu philosophischen Konzepte über „Wahrheit“, mit der Begründung, dass ihre ursprüngliche Bedeutung die „Enthüllung“ sei und zum philosophischen Verständnis der Sprache als "Haus des Seins".